Der Name Montafon entwickelte sich aus rätoromanischen Sprachwurzeln. Erklärungsversuche wurden viele unternommen. Die sprachkundliche Forschung deutete ihn einmal als Grubenbergoder durchlöcherten Berg, womit sie offensichtlich auf die Tradition des Tales im Bereich desBergbaus Rücksicht nahm. Ein andermal sprach die heimatkundliche Forschung vom Bergbrunnoder vom Stillalpenberg; wieder andere Deutungsversuche sahen in der Bezeichnung Montafon gardie Verdopplung des Begriffs Berg.

 

In nachmittelalterlicher Zeit kam der Bergbau zwar schnell zum Erliegen, die neuzeitliche Erschließung der hochalpinen Zonen für die Alpwirtschaft und Verkehrswege, welche den zunehmenden Handel (Saumhandel) mit den südlich gelegenen Nachbarn förderten, wurde weitergeführt. Gerade die Bewirtschaftung der Alpen, die wohl erst im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erleben sollte, bildete eine wichtige Grundlage für die funktionierende Landwirtschaft und die damit verbundene Viehzucht und somit letztlich für das Überleben der Bevölkerung. Die Trennung der zu bewirtschaftenden Güter in Heimgüter, Maisäße und Alpen zeigt wie eng sich die Bauern am Verlauf der Jahreszeiten orientierten: Je wärmer die Jahreszeit sich präsentierte, desto höher stiegen sie mit ihrem Vieh, um auch in den entlegensten Winkeln nach Weidegütern zu suchen.

 

Andrerseits schränkte die alpine Lage des Tales und die damit verbundene Kargheit des Bodens sowie die rechtlichen Vorschriften der Realteilung die wirtschaftlichen Möglichkeiten derart ein,dass viele Bewohner vor allem im 18. und 19. Jahrhundert ihren Lebensunterhalt außerhalb desTales suchen mussten. Als Maurer, Verputzer, Stukkateure und Gipser, als Sensenhändler,Krauthobler, Hausierer, Störhandwerker, Ährenleserinnen und Kornschneiderinnen arbeiteten die Montafonerinnen und Montafoner während der Sommermonate in Deutschland, in der Schweiz und in Frankreich. Auch den Kindern blieb dieses Schicksal nicht erspart, wie das traurige Kapitel der„Schwabenkinder“ zeigt.

 

Im Laufe des 19. Jahrhunderts rückten die Berge verstärkt in den Mittelpunkt wirtschaftlicher Überlegungen der Einheimischen. Waren sie bislang eher hinderlich im Hinblick auf die Schaffung geeigneter Möglichkeiten für den Lebensunterhalt, so eröffnete sich nunmehr eine ungeahnte Chance: Die Berge, die über Jahrhunderte auf Grund ihrer Beschaffenheit (Gletscher, Felsen,rauhes Klima) und zum Teil auch abergläubischer Motive wegen gemieden worden waren,wandelten sich nunmehr zu einem wichtigen Instrument des wirtschaftlichen Überlebens für die Talbewohner. Die in erster Linie als Folge der Industriellen Revolution sich entwickelnde Rückbesinnung auf die Natur, die gerade in den städtischen Ballungszentren festgestellt werden konnte, ließ die Alpenwelt zu einem markanten Anziehungspunkt einer durch die Industrie reichgewordenen aber auch vermehrt nach der natürlichen Unberührtheit strebenden Bevölkerungsschicht werden. Der Großteil der markanten Gipfel wurde in dieser Zeit erstbestiegen.So standen etwa 1848 und 1865 erstmals Menschen auf der Zimba beziehungsweise auf dem PizBuin. Der Fremdenverkehr nahm seinen Anfang und entwickelte sich schließlich durch die Bildunggroßer Alpenvereine und lokaler „Verschönerungsvereine“ in organisierter Form.

 

Die Bergwelt des Montafons und ihre Ressourcen sollten aber im 20. Jahrhundert noch mehr als je zuvor die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Tales beeinflussen: Ende des 19. Jahrhunderts erkannten die ersten Schifahrer, dass die Berge auch im Winter ihren Reiz auszuüben vermögen. In der Zwischenkriegszeit entstanden die ersten Schischulen, die Touristen nützten die Möglichkeit,Schikurse zu belegen. Die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg konnten den ansetzenden Höhenflug des Wintertourismus zwar noch verzögern, nicht jedoch verhindern. Großzügigausgebaute Schiarenen bestimmen deshalb am Ende des Jahrtausends das Bild des Montafons und seiner Berglandschaft.

 

 

Das veränderte Niveau des allgemeinen Wohlstands im Montafon begründete neben der Ausbildung des Winter- und Sommerfremdenverkehrs noch ein weiterer Umstand: Das in den Bergen reichlich vorhandene Wasser und die hohen Gefälle ermöglichten die Schaffung von Wasserkraft für die Stromgewinnung, die um die Jahrhundertwende völlig neue Perspektiven für die Wirtschaft, den Fremdenverkehr sowie für die allgemeine Lebenssituation der Einheimischen eröffnete. Einenachhaltige Veränderung der sozialen Verhältnisse im Montafon brachte vor allem die Gründungder Vorarlberger Illwerke in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche neue Arbeitsplätze wurden geschaffen; die einzelnen Kraftwerke und im besonderen die Stauseen sowie die notwendigen Verkehrsverbindungen wie etwa die Silvretta-Hochalpenstraße bewirkten zusätzliche Impulse für den Tourismus.

 

 

Heute leben etwa 18.000 Menschen im Montafon. Der Dienstleistungssektor hat jenen der LandundForstwirtschaft längst weit überflügelt und bestimmt nun mehr das Tätigkeitsfeld von fast zwei Dritteln der Bevölkerung.

 

Quelle: montafon.at